Experten, wie der Wohnpsychologe Uwe Linke, sind überzeugt: Anhand der Wohnung lässt sich einiges über einen Menschen erfahren. Doch was ist wirklich dran an der Theorie: Zeige mir, wie du wohnst, und ich sage dir, wer du bist! – Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Trotzdem es gibt einige Dinge, die bemerkenswerte Rückschlüsse auf die Bewohner zulassen. Nutzen Sie also ihre Chance und sehen sie sich die Wohnung Ihres potentiellen Partners genau an!
1. Bilder
Ob und vor allem welche Bilder die Wände der Wohnräume zieren, erlaubt dem Betrachter Rückschlüsse auf den Charakter der Person, verrät der Wohnpsychologe Uwe Linke in seinem Buch „Die Psychologie des Wohnens“1. Emotionale Menschen hängen gern Bilder ihrer Verwandten und Freunde auf, um sie und die damit verbundenen Erinnerungen immer um sich zu haben. Finden sich hingegen vor allem Porträtaufnahmen der hier wohnenden Person, lässt dies auf einen Hang zur Selbstverliebtheit schließen.
Solche Menschen fallen gern auf. Einen ähnlichen Narzissmus offenbart das Anbringen von Plakaten bekannter Filme. Hier darf auf eine Affinität zum Mainstream geschlossen werden, was wiederum darauf hinweist, dass die Person auf positive Rückmeldungen ihrer Umgebung aus ist.
2. Dekorativer Klimbim
Auch ob sich in jeder Ecke Andenken und Nippes aller Art findet, sagt Ihnen etwas über die Persönlichkeit des Bewohners. So hat die Persönlichkeitsforschung um Uwe Linke herausgefunden, dass Sie den extrovertierten Menschen an den vielen persönlichen Kleinigkeiten erkennen, mit denen er seine Wohnung ausstaffiert, wohingegen der introvertierte Typ eher karg und minimalistisch eingerichtet ist.
3. Prall gefüllte Bücherregale
Sie bereichern jedes Wohnzimmer und machen Eindruck beim Besucher. Doch wie weit ist es mit der Literaturbegeisterung in Wirklichkeit her? Steht beim Bewohner wirklich Bildung und Kultur hoch im Kurs oder benutzt er seine Wohnung lediglich dazu dieses Image zu pflegen? Laut Samuel Gosling, Psychologe an der University of Texas2, kommt es vor, dass Menschen durch den Einsatz von speziellen Utensilien ein Bild von sich zu übermitteln suchen, dem sie gar nicht entsprechen. Sollten die allermeisten Bücher ungelesen und nagelneu aussehen, könnte es sein, dass hier eine Person wohnt, die sich hinter der Fassade des gebildeten Intellektuellen verschanzt.
„Hinter einer Menge ungelesener Bücher kann aber auch der Wunsch stehen, mehr zu lesen und sich weiterzubilden, obwohl man nicht dazu kommt und schließlich doch andere Prioritäten für die freie Zeit setzt“, relativiert die Psychologin Wiebke Neberich.
4. Extrem ausgefallen
Wenn an den knallbunt getigerten Wänden selbstgemalte Bilder hängen und jedes Möbelstück kariert daherkommt oder ein kolossaler, thronähnlicher, geblümter Sessel das Herzstück des Wohnzimmers bildet, muss das nicht jedem gefallen.
Aber nach einem verständlichen ersten Überraschtsein sollten Sie nicht der Annahme auf dem Leim gehen, es handle sich hier um eine Person, die Jenseits von Gut und Böse in einer exzentrischen Welt lebt. Vielmehr lässt diese Art der Einrichtung, laut der Meinung des Psychologen Samuel Gosling, einzig den Schluss zu, dass Konventionen und landläufige Trends hier nicht kopiert, sondern hinterfragt werden und sich – im Gegenteil – zu den prallen Bücherschränken, wenig um die Meinung anderer in Stilfragen geschert wird.
5. Jazzplatten sind aufschlussreich
Sie sind vielleicht nicht immer auf den ersten Blick zu erspähen, aber ihr Vorhandensein ist sehr aufschlussreich. So hat ein Team von Forschern um Samuel Gosling den Nachweis erbracht, dass Liebhaber der Jazzmusik zumeist sehr aufgeschlossene Menschen sind. Die Komplexität der Musik spricht dafür, dass diese auf der Suche nach neuen Impulsen und Herausforderungen sind.
Generell gilt laut Psychologin Wiebke Neberich: „Die Musik, die man hört und die Literatur, die man privat liest stehen in engem Zusammenhang zu den eigenen Gefühlen und den angestrebten Zielen einer Person. Sie dienen weniger als Zeichen an die Umwelt zur Selbstdarstellung (anders als beispielsweise Bilder). Vielmehr beeinflussen sie die Gefühlslage der Person direkt und geben Hinweise auf persönliche Einstellungstendenzen und Interessen.“
6. Farben in der Wohnung
„Jede Farbe hat eine tiefere Bedeutung, vor allem, wenn sie konzentriert auftritt und bewusst gewählt wird“, so Uwe Linke. Viel Orange drückt demnach eine Sehnsucht nach Kommunikation und Wärme aus, dominierendes Grün oder Blau spricht für den Wunsch nach Erholung und Ruhe wohingegen braune Farben einen Hang zu Sicherheit und Natürlichkeit symbolisieren.
Dabei gewinnen die Einschätzungen an Bedeutung je geballter die Farbe in Erscheinung tritt. Zu viel Rottöne können sogar die Herzfrequenz steigern und übermäßig viel Blau kühlt einen Raum um bis zu 2 °C.
7. Die liebe Ordnung
„Menschen, die in chronischer Unordnung leben sind mit größerer Wahrscheinlichkeit auch weniger organisiert in ihrem alltäglichen Leben“, so Neberich und führt weiter aus: „Sie neigen dazu, weniger pünktlich und gewissenhaft zu sein und meistens etwas verstreut durchs Leben zu gehen. Das bedeutet nicht, dass sie nicht erfolgreich in ihrem Job oder ungeeignete Beziehungspartner sind. Der Hang zur Unordentlichkeit kombiniert mit einer Offenheit für Erfahrungen, d.h. einem intellektuellen Lebensstil, Begeisterung für musische Themen (Kunst, Musik, Literatur, etc.) steht häufig in Verbindung mit einer liberaleren politischen Einstellung.“
Bei all dem gibt sie aber zu bedenken, dass derartige Rückschlüsse nur zuverlässig sind, wenn sie auf wiederholten Eindrücken beruhen. Selbst der ordentlichste Mensch kommt mal in die Situation, kurzfristig sein benutztes Geschirr in der Küche stehen zu lassen oder die Wäsche auf Morgen zu verschieben.
Vielleicht haben Sie sich ja bereits in einem der sieben Punkte wiedererkannt oder aber können nun die nächste Wohnung, die Sie betreten mit einem prüfenden Blick scannen. Denn auch wenn es sich um keine unumstößlichen Wahrheiten handelt, liefert ihnen das genaue Hinsehen doch zahlreiche Indizien über den Charakter des Bewohners.
Quellen:
– 1 Uwe R. Linke: Die Psychologie des Wohnens. Vom Glück, sich ein authentisches Zuhause zu schaffen, nymphenburger Verlag 2010.
– 2 Samuel Gosling, „Snoop. What Your Stuff Says About You“. Basic Books, New York 2008.