Nach einer Trennung stürzen sich manche direkt in eine Übergangsbeziehung, um die Einsamkeit überwinden zu können. Doch macht eine solche Beziehung wirklich glücklich.
Individualität trotz Beziehung? – für manche ist das nicht miteinander vereinbar. Gerade wenn aus dem Verliebtsein Liebe wird, haben viele Angst vor zu viel Nähe und ziehen sich aus der Partnerschaft zurück. Hier erfahren Sie, wie Sie in 5 Schritten Ihre Bindungsangst überwinden können.
|
Eigentlich könnte Ihr Leben nicht besser sein: Sie haben einen Partner gefunden, der Sie aufrichtig liebt und Ihnen so nahe ist wie niemand sonst. Wäre da nicht das unsichere Gefühl, dass gerade diese Nähe Ihnen die Luft zum Atmen raubt. Denn Sie sind sich sicher: Je enger Ihre Beziehung und die Nähe zum Partner wird, umso mehr verlieren Sie das Gefühl zu sich selbst und dem, was sie am meisten begehren − Ihre Freiheit als eigenständige Person.
Mit dem ambivalenten Gefühl, zwischen Freiheit und Liebe wählen zu müssen, sind Sie nicht allein. Denn knapp ein Viertel aller Paare1 sieht sich im Verlauf Ihrer Beziehung mit der Angst vor Nähe des Partners konfrontiert. Sie entsteht vor allem dann, wenn das Gefühlshoch des Verliebtseins nachlässt und beide Partner Ihre Liebe im Alltag beweisen müssen.
So schreibt auch Dirk Reventstorf: “Die erste Phase der Paarbeziehung ist meist durch die symbiotische Harmonie und die zweite Phase durch den Konflikt von Symbiose und Autonomie gekennzeichnet. Ist es gelungen, beide Phasen zu bewältigen so wird eine konsolidierte Form der Bindung erreicht – häufig nach schweren Kämpfen und vorläufigen Trennungen und nicht ohne Kränkungen.“2 |
Doch was können wir gegen die Angst vor einer zu tiefen Beziehung tun? Wie können wir verhindern, dass die Liebe an unserer eigenen Sabotage scheitert? Wir haben 5 wichtige Tipps zusammengestellt, die Ihnen helfen, Ihre Bindungsangst überwinden!
So überwinden Sie Ihre Angst vor Nähe in 5 Schritten
Fragen Sie nach dem Grund für Ihre Bindungsangst!
Bevor Sie mit Ihrem Partner über Ihre Gefühle reden, ist es wichtig, zuerst nach den Gründen für Ihre Bindungsangst zu forschen. Warum fühlen Sie diese Angst vor zu viel Nähe sobald Ihre Beziehung ernst wird? Ist es die Furcht davor, (wieder) verletzt zu werden? Oder sind Sie sich unsicher, ob Ihr Partner wirklich der Richtige für Sie ist? Erst wenn Sie sich über Ihre innersten Gefühle klar werden, können Sie sich weitere Schritte überlegen.
Reflektieren Sie Ihre Gefühle
Hören Sie in sich hinein und zwar immer dann, wenn Sie das Gefühl haben, die Flucht vor Ihrem Partner ergreifen zu wollen. Welche Äußerungen bzw. welche Gesten Ihres Partners lösen Ihre Gefühle aus? Erst wenn Sie selbst ein Gespür für Ihre Angst vor Nähe bekommen haben, können Sie es in Worte fassen und Ihrem Partner vermitteln.
Wichtig: Bleiben Sie ein neutraler Beobachter und verurteilen Sie nicht Ihre Gefühle. Denn Angst vor Nähe hat nichts damit zu tun, dass Sie Ihren Partner nicht lieben. Im Gegenteil: Die Tatsache, dass Sie sich mit Ihrer Bindungsangst auseinandersetzen, zeigt, dass Ihnen an Ihrer Beziehung und dem Menschen Ihres Herzens sehr viel liegt.
Erleben Sie „neue“ Erfahrungen bewusst
Die Entscheidung für einen Partner und der unbändige Drang nach individueller Freiheit resultieren aus 2 verschiedenen Entscheidungsmechanismen. Wir entscheiden uns bewusst für die Liebe und den Partner, mit dem wir eine Beziehung führen wollen. Der Wunsch nach Abstand und Eigenständigkeit hingegen entsteht häufig unbewusst.
Diesem nachdringlichen Gefühl können Sie entgegenwirken. Haben Sie schon einmal versucht, genau das Gegenteil von dem zu tun, was Sie im ersten Moment gefühlt haben? Zum Beispiel können Sie gerade dann, wenn Sie den Drang verspüren, eine Konfliktsituation zu verlassen, bleiben. Treffen Sie bewusst solche Entscheidungen und sprechen Sie Ihre Gefühle offen aus.
Auch die bewusste Entscheidung für ein Hobby, Ihren Traumjob oder ein Treffen mit Freunden hilft Ihnen Ihre Angst vor zu viel Nähe zu überwinden. So schaffen Sie sich den nötigen Freiraum und können auch in Ihrer Beziehung wieder bewusster Ihre gemeinsame Liebe füreinander entdecken.
Geben Sie sich und Ihren Gefühlen Zeit
Um Ihre Angst vor Nähe erfolgreich zu überwinden, brauchen Sie vor allem Zeit. Setzen Sie sich nicht unter Druck und erwarten Sie nicht, dass sich Ihre Gefühle von einem auf den anderen Tag ins Gegenteil verkehren. Denn gerade dadurch steigt das Risiko, dass sich Ihre Ängste noch weiter verstärken.
Wenn Sie Ihrem Partner offen von Ihren Ängsten berichten, wird auch er Verständnis haben und Ihnen die nötige Zeit geben. Sie beide bestimmen das Tempo Ihrer Beziehung.
Suchen Sie sich einen unabhängigen Gesprächspartner
Die Symptome von Bindungsangst können bei jedem Menschen unterschiedlich sein und auch mehr oder weniger Einfluss auf bestehende Beziehungen nehmen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie ohne einen unabhängigen Gesprächspartner nicht weiterkommen, dann scheuen Sie sich nicht davor zu einem Arzt zu gehen. Denn Bindungsangst ist eine allgemein anerkannte Form von Angststörung und kann auf verschiedenen Wegen therapiert werden.
Wenn Sie z.B. nicht zu einem Psychotherapeuten gehen möchten, sind Selbsthilfegruppen eine Alternative, um Ihre Bindungsangst zu überwinden. Dort können Sie Erfahrungen austauschen und werden schnell feststellen, dass Sie mit Ihren Problemen nicht alleine sind. Gemeinsam wird es Ihnen leichter fallen, Ihre Angst vor Nähe zu überwinden.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Bindungsangst gemacht? Und welche Maßnahmen haben Sie ergriffen? Wir freuen uns über Ihre Kommentare!
Quellen:
–1 http://www.beraterteam.info/bindungsangst/bindungsangst-in-beziehungen/, aufgerufen am 13.04.2015
– 2 Dirk Reventstorf (2007): Vom ehe-Albtraum zum Liebesglück. Implizite Beziehungsverträge und ihre Revision. Unter: http://www.meg-tuebingen.de/downloads/Paartherapie-Text-Ehe-Albtraum-Liebesglueck.pdf, aufgerufen am 14.04.2015